Verkehrszählung mittels KI an Bahnübergängen der S-Bahn-Verlängerung ins Falkenhagener Feld
Berlin, 11. November 2024
Die Betrachtungen zum Ausbau der Bötzowbahn für eine Verlängerung der S-Bahn in das Falkenhagener Feld begannen Mitte 2023 und befinden sich derzeit in der Phase der Grundlagenermittlung. Die Grundlagenermittlung ist ein wichtiger Teil im Standard-Prozess für Bahnprojekte und bildet eine wichtige Basis für nachfolgende Planungsschritte. Hier werden unter anderem die Aufgabenstellung konkretisiert und Bestandsunterlagen aktualisiert.
Die Strecke der Bötzowbahn, auf der zukünftig S-Bahnzüge rollen sollen, verfügt über eine Vielzahl von Bahnübergängen. Von der Kreuzung der vierspurigen Falkenseer Chaussee bis hin zu dem Überweg am Waldweg im Spandauer Forst. Bei einem Ausbau der Strecke wollen die Projektpartner sicherzustellen, dass diese Kreuzungen auch zukünftig sicher durch alle Verkehrsteilnehmer mit geringst möglichen Beeinträchtigungen genutzt werden können. Als Grundlage für die Planung der zukünftigen Ausgestaltung der einzelnen Kreuzungen ist eine Bewertung des derzeitigen Verkehrsgeschehens notwendig.
Daher fanden im Zeitraum September 2023 bis Juni 2024 insgesamt acht Verkehrszählungen an den Bahnübergängen der Bötzowbahn statt. Durchgeführt wurden diese durch das Dresdner Ingenieurbüro Bahnkonzept in Zusammenarbeit mit der Havelländischen Eisenbahn (HVLE) als Betreiberin der Strecke.
Die Verkehrszählung erfolgte videobasiert und automatisiert, sodass mit geringen Aufwendungen eine hohe Genauigkeit erzielt werden konnte. Während des Zählzeitraums nahmen Kameras das gesamte Verkehrsgeschehen an den einzelnen Bahnübergängen auf. Gemäß den eisenbahnrechtlichen Bestimmungen geschah das über drei Werktage hinweg. Hierfür wurden die Kameras in einem speziell angefertigten Gehäuse mit einem Masten neben dem Bahnübergang platziert.
Die Videoaufnahmen erfolgten im Sinne der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union und wurden ausschließlich für die Verkehrszählungen verwendet. Die Aufnahmen wurden hierbei automatisch durch eine Unkenntlichmachung aller erfassten Personen anonymisiert. Eine Erhebung personenbezogener Daten beziehungsweise eine Identifizierung von Personen fand nicht statt.
Auf Basis einer von Bahnkonzept speziell entwickelten Software wurden diese Aufnahmen dann in einem zweiten Schritt schnell und zuverlässig ausgewertet. Dieses KI-basierte Programm ist dabei nicht nur in der Lage die Anzahl kreuzender Verkehrsteilnehmer zu ermitteln, sondern auch die Zusammensetzung beziehungsweise den Modal Split des kreuzenden Verkehrs festzustellen. Unterschieden wurde hier gemäß Regelwerk für Bahnübergänge zwischen den folgenden Kategorien: Motorräder, PKW, LKW, Lastzüge, Fahrräder, Fußgänger, Eisenbahnfahrzeuge und sonstige Verkehrsteilnehmer.
Neben der Ermittlung der Verkehrsstärke in den verschiedenen Kategorien konnten die Zählvideos auch genutzt werden, um beispielsweise Rückstaus auf den Bahnübergängen oder mögliche Gefahrensituationen, wie sich begegnende Schulklassen auf dem Bahnübergang am Spekteweg zu erkennen. So können die Ergebnisse auch unabhängig von dem geplanten Streckenausbau zu einer Erhöhung der Verkehrssicherheit genutzt werden.
Im Anschluss an die Verkehrszählungen können nun anhand der Ergebnisse die Planungsvarianten für den Ausbau konkretisiert und mögliche Szenarien für den Weiterbetrieb der Kreuzungen erarbeitet werden. Diese bilden eine wichtige Grundlage für die fortschreitende Vorplanung. Ein Abschluss der Vorplanung ist derzeit für Ende 2025 angestrebt.