Spatenstich am Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh

Spatenstich Station Berlin Wilhelmsruh, Foto NEB

Spatenstich am Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh

Spatenstich Station Berlin Wilhelmsruh, Foto NEB
Spatenstich Station Berlin Wilhelmsruh, Foto NEB

Berlin, 21. Januar 2021

Bäume, Gras und Büsche, hier und da Schottersteine, ein rostiges Eisenbahnsignal: Wo heute ein kleines Birkenwäldchen steht, startete einst die Heidekrautbahn. Der ebenerdige Regionalbahnhof „Berlin­-Wilhelmsruh“ hatte mehrere Bahnsteige und eine Vielzahl von Gleisen. Von hier aus führte die Trasse in einer schwungvollen Kurve vorbei an den Bergmann ­Elektrizitäts­werken hinaus nach Wandlitz und Groß Schönebeck bzw. nach Liebenwalde. Gleise liegen hier schon lange nicht mehr: Nach dem Mauerbau befand sich der Bahnhof Wilhelmsruh im Todesstreifen; Gleise und Bahnhof wurden abgerissen.

Der Spatenstich am 11. Dezember 2020 ist nun endlich der erste Schritt zur Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn.

i2030-Partner beim Spatenstich, Foto NEB
i2030-Partner beim Spatenstich, Foto NEB

Hier soll der Regionalbahnhof Berlin-­Wilhelmsruh wieder entstehen – doch nicht, wie früher, auf Straßenniveau. Denn die Heidekrautbahn soll künftig von hier aus nicht nur in die Schorfheide starten, sondern auch in südlicher Richtung weiter bis zum Bahnhof Berlin Gesundbrunnen fahren. Dafür wird der neue Bahnsteig auf dem Nordbahndamm errichtet – neben dem vorhandenen S­ Bahnhof. Wie einst auch sollen die Gleise dann in nordöstlicher Richtung in der gleichen weiten Kurve am Bergmann-­Borsig-­Gelände verlaufen, um kurz vor dem Nordgraben an die noch vorhandene, ursprüngliche Trasse der Heidekrautbahn anzuschließen. Dort liegen die alten Gleise, die bis nach Schönwalde führen, und ein Anschlussgleis zu Stadler.

Baustellenschild, Foto NEB
Baustellenschild, Foto NEB

Erster Bauabschnitt – Verlegung des Mauerwegs: Der Berliner Mauerweg, der ab der Kopenhagener Straße am Fuß des vorhandenen Bahndammes parallel zur Nordbahn verläuft, muss vollständig überbaut werden. Im Endzustand wird der Mauerweg die noch zu errichtenden Gleisanlagen bei Kilometer 0,329 der Heidekrautbahn über einen Bahnübergang queren und nach einer Verschwenkung in Richtung Westen wieder an den bestehenden Weg anschließen.

Zweiter Bauabschnitt – Wiederaufbau des Regionalbahnhofs:

Für den Neubau der Bahnanlagen wird ein Damm mit einer Höhe von bis zu ca. sechs Metern und einer Breite von bis zu 12 Metern aufgeschüttet. Auf diesem wird, etwa 100 Meter versetzt zum S­Bahnsteig, der neue NEB-­Bahnsteig angeordnet. Für die Anbindung in Richtung Berlin Gesundbrunnen werden schon jetzt die baulich­technischen Voraussetzungen geschaffen, damit später die Heidekrautbahnstrecke in die Nordbahntrasse übergehen kann.

Ausführliche Infos rund um den Wiederaufbau in Wilhelmsruh und die Stammstrecke bietet das Sonderheft zur Reaktivierung von der Niederbarnimer Eisenbahn AG.

Spaten mit Heidekrautbahnlogo, Foto NEB
Spaten mit Heidekrautbahnlogo, Foto NEB

Fortschritt im i2030-Projekt RE1

RE1 auf der Stadtbahn, Foto VBB

Bahnsteigverlängerungen zum Halt von längeren Zügen gehen in die Umsetzung - Finanzierung der Planungen gesichert

Land Brandenburg unterzeichnet Finanzierungsvereinbarung mit Deutscher Bahn • Ausbau der Stationen zum Halt achtteiliger Züge ab 2025 angestrebt • Inbetriebnahme für 2028 vorgesehen

15. Januar 2021

Das Land Brandenburg hat gemeinsam mit der Deutschen Bahn eine Finanzierungsvereinbarung für die Verlängerung der Bahnsteige auf der Linie RE1 unterzeichnet. Somit können zukünftig weitere Züge zwischen Brandenburg und Eisenhüttenstadt mit einer erhöhten Kapazität von bis zu 800 Sitzplätzen fahren. Für die Vorplanung bis zur Genehmigungsplanung stehen nun rund 7 Mio. Euro aus Landesmitteln zur Verfügung. Mit der Erteilung des Planrechts für die einzelnen Stationen wird im Jahr 2025 gerechnet. Die ersten längeren Züge könnten dann 2028 an allen Bahnhöfen der Linie RE1 halten.  Dieses Vorhaben ist Bestandteil des Infrastrukturprojektes i2030, in dem sich die Länder Berlin und Brandenburg, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammengeschlossen haben. Für die gesamte Hauptstadtregion sollen damit mehr und vor allem leitungsfähigere, bessere Schienenverbindungen geschaffen werden.

Das Bahnangebot auf der RE1-Strecke wird bereits mit dem neuen Verkehrsvertrag Elbe-Spree ab Ende 2022 ausgeweitet. In der Hauptverkehrszeit werden dann die Taktzeiten zwischen Brandenburg an der Havel und Frankfurt (Oder) und damit auch die Sitzplatzkapazitäten erhöht. Für die Betriebsaufnahme im Dezember 2022 wurde bereits die Anpassung einzelner Bahnsteige vereinbart. Die zusätzlich zum bestehenden Angebot fahrenden neuen, achtteiligen Züge werden in dieser Phase an den stark frequentierten Stationen halten, die schon heute über ausreichend lange Bahnsteige verfügen.

Mit den jetzt beginnenden Planungen sollen mittelfristig auch die Bahnsteige der anderen Zwischenhalte entlang der Linie RE1 im Land Brandenburg verlängert werden. Dadurch kann das Sitzplatzangebot auf vielen weiteren Fahrten zwischen Brandenburg Hbf und Eisenhüttenstadt noch einmal deutlich erhöht werden. Die Finanzierungsvereinbarung sieht vor, die Planungsgrundlagen für die betroffenen Stationen in den kommenden Jahren zu schaffen und den Ausbau vorzubereiten.

Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg:

„Damit die Wirtschaft in Brandenburg und Berlin weiter wachsen kann, brauchen wir mehr klimafreundliche Mobilitätsangebote. Das gilt auch für die gesamte Hauptstadtregion. Mit der Finanzierungsvereinbarung im Rahmen unseres gemeinsamen Infrastrukturprojektes i2030 kommen wir diesem Ziel wieder einen entscheidenden Schritt näher. Der RE1 bietet eine schnelle Verbindung zwischen wichtigen Städten Brandenburgs mit Berlin und zwischen den beiden Hauptstädten. Von der Verlängerung der Bahnsteige auf der Linie werden die vielen Pendlerinnen und Pendler profitieren. Gleichzeitig leisten wir einen Beitrag für die Verkehrswende und damit zum Klimaschutz.“

Dr. Joachim Trettin, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern:

„Mit der SPNV-Ausschreibung Elbe-Spree kam ein Fahrzeugkonzept zum Tragen, welches das vorgegebene Bedienungskonzept nur ermöglicht, wenn Änderungen an vorhandenen Bahnsteigen sowie dem damit verbundenen Regelwerk erfolgen. Diese notwendigen Änderungen wurden in enger Zusammenarbeit mit dem Eisenbahn-Bundesamt, DB Station&Service sowie DB Netz identifiziert und mit den Ländern Brandenburg und Berlin sowie dem VBB bewertet. Dank der engen und konstruktiven Zusammenarbeit und dem jetzt erfolgten Abschluss der Finanzierungsvereinbarung ist der Weg frei für erhebliche Kapazitätserweiterungen auf der RE 1, beginnend ab Dezember 2022.“ 

Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB):

„Bahnsteigverlängerungen zum Halt längerer Züge sind deutschlandweit ein essentielles Thema zur Steigerung der Attraktivität und Leistungsfähigkeit des Schienenpersonennahverkehrs.
Auch im Verbundgebiet des VBB müssen in den kommenden Jahren zahlreiche Bahnsteige vor allem abseits der großen Knotenbahnhöfe angepasst werden, um unsere Angebote im Nahverkehr auszubauen und attraktiv zu gestalten. Mit der Finanzierungsvereinbarung ist die Grundlage für eine planerische und bauliche Umsetzung durch die Deutsche Bahn fixiert, damit das bereits ab Dezember 2022 mit dem Netz Elbe-Spree nahezu verdoppelte Sitzplatzangebot auf der Linie RE1 auch zukünftig weiter mit dem steigenden Bedarf mithalten kann. Ein weiterer wichtiger Mosaikstein in der Verkehrswende der Metropolregion Berlin-Brandenburg.“

 

Die Verlängerungen der Bahnsteige müssen individuell geplant werden. Engpässe durch Brücken, Straßen oder Bebauungen erfordern für jede Station ein eigenes Lösungskonzept. Machbarkeitsuntersuchungen für die betroffenen Verkehrsstationen sind erstellt und die Planungen können mit der gezeichneten Finanzierungsvereinbarung durch die Deutsche Bahn bis zum bestandskräftigen Planrecht geführt werden.

 

Hintergrund RE1

Der RE1 bringt wichtige Städte Brandenburgs und Berlin näher zusammen und schließt über Magdeburg auch das Nachbarland Sachsen-Anhalt an: Er verbindet in nur 25 Minuten die beiden Hauptbahnhöfe von Potsdam und Berlin miteinander und bewältigt schon alleine damit einen Großteil des Pendlerverkehrs in der Hauptstadtregion.

Von der Wiege der Mark, Brandenburg an der Havel, nach Potsdam Hbf. braucht der RE 1 nur etwa 25 Minuten und nach Berlin Hbf. rund 50 Minuten Fahrzeit. Der Hochschulstandort Frankfurt (Oder) ist mit dem RE1 in zirka 70 Minuten von Berlin Hbf. aus erreichbar. Alle Gemeinden entlang der Strecke profitieren von dem Anschluss an die schnelle und dicht getaktete Verbindung. Nicht zuletzt wird auch die Ansiedlung des Elektroauto-Herstellers Tesla in der Nähe der RE1-Station Fangschleuse zu einer steigenden Fahrgastnachfrage führen.

Schnelle Verbindungen,
pünktliche Züge,
mehr Platz in der Bahn:


Attraktiveres Bahnangebot

Europäische Union bewilligt Förderung für Planungen des i2030-Projekts Berlin-Spandau – Nauen

European-Academy-CEF-Funding

EU beteiligt sich an Planungskosten für Schienenausbau zwischen Berlin-Spandau und Nauen mit 7,3 Millionen Euro

Die EU hat im Rahmen des Infrastruktur-Förderprogramms „Connecting Europe Facility (CEF)“ die Förderung zum Ausbau der Hamburger Bahn zwischen Berlin-Spandau bis Nauen bestätigt, nachdem die beiden Länder Berlin und Brandenburg im August bereits die Finanzierungsvereinbarung für die Vorplanung unterzeichnet haben. Das Vorhaben gehört zum Schienenausbauprojekt i2030, in dem sich Berlin und Brandenburg, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammengeschlossen haben, um mehr und bessere Schienenverbindungen für die gesamte Hauptstadtregion zu schaffen.

18. Dezember 2020

CEF ist ein zentrales Förderinstrument der EU, um den Ausbau von hochleistungsfähiger Infrastruktur in Europa zu fördern. Ein Großteil des Güter- und Personenverkehrs soll dabei auf die Schiene verlagert werden.

Im Frühjahr 2020 haben die Länder Berlin und Brandenburg in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur (BMVI) den Antrag auf Förderung des Ausbaus der Strecke zwischen Berlin-Spandau und Nauen bei der EU eingereicht. Mit dem bewilligten Förderbescheid stehen nun zunächst 7,3 Millionen Euro EU-Mittel für die Vorplanung zur Verfügung. Insgesamt belaufen sich die Planungskosten auf 23 Millionen Euro. Die restlichen Kosten werden durch die beiden Länder abgesichert.

Die Strecke zwischen Berlin-Spandau und Nauen liegt auf dem transeuropäischen Nordsee-Ostsee-Korridor, dessen weiterer Ausbau prioritäre Zielstellung auf europäischer Ebene ist. Er steigert die Wettbewerbsfähigkeit der Hauptstadtregion sowie die Wirtschaftsbeziehungen im gesamteuropäischen Raum. Die Hamburger Bahn hat im Fern-, Güter- und Regionalverkehr schon heute eine große Bedeutung. Im Schienengüterverkehr ist sie eine der wichtigsten Seehafen-Hinterland-Strecken und dient der Güterabfuhr vom Hamburger Hafen Richtung Ostdeutschland, Polen, Tschechien und darüber hinaus. Im Fernverkehr verbindet sie die beiden größten Städte Deutschlands, Berlin und Hamburg ab 2021 im 30-Minutentakt.

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin:

„Die EU-Förderung bestätigt, wie richtig und vorausschauend unsere Entscheidung ist, den Schienenausbau der Metropolregion als gemeinsames Projekt beider Länder mit der Bahn und dem VBB voranzubringen. Mit dem sechsgleisigen Ausbau des Nadelöhrs Spandau-Nauen versorgen wir nicht nur die zahlreichen Pendler*innen aus dem Nordwesten Berlins, wir stärken auch die Anbindung an Hamburg und entlasten den Güterverkehr für den nördlichen transeuropäischen Raum. Der Verkehr, für den bislang nur zwei Gleise zur Verfügung stehen, soll künftig möglichst je zwei eigene Gleise für die S-Bahn, den Regionalverkehr und den Fernverkehr erhalten.“

Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung:

„Ich freue mich, dass die Europäische Union die CEF-Mittel für den Ausbau der Strecke Berlin-Spandau – Nauen freigegeben hat. Das ist ein wichtiger Schritt, um klimafreundliche und zukunftssichere Mobilität in Berlin und Brandenburg und damit auch das wirtschaftliche Wachstum in beiden Ländern weiter voranzubringen. Die EU erkennt mit ihrer Förderung an, was wir schon lange wissen: Die Strecke hat nicht nur große Bedeutung für die vielen Pendlerinnen und Pendler in der Hauptstadtregion und den Fernverkehr zwischen Berlin und Hamburg, sondern auch für den europäischen Bahnverkehr. Deshalb unterstützt das Land Brandenburg ihren Ausbau und das gesamte Projekt i2030 mit Landesmitteln sowie als Partner dieser wichtigen Initiative. Die Hamburger Bahn hat für das Land Brandenburg zudem im Zusammenhang mit der Umsetzung des Deutschlandtakts eine hohe Bedeutung. Hierzu sind wir in intensiver Abstimmung mit dem BMVI – vor allem zum Ausbau des Knoten Wittenberge.“

Roger Lewandowski, Landrat des Landkreises Havelland:

„Besonders der viergleisige Ausbau der Fern- und Regionalbahnstrecke zwischen Berlin-Spandau und Nauen ist für den Landkreis Havelland von großer Bedeutung. Mit einer Verdichtung des Regionalbahnverkehrs kann man hier der gesteigerten Fahrgastnachfrage gerecht werden und für eine Entspannung in den Hauptverkehrszeiten sorgen. Das ist eine hervorragende Nachricht für alle Pendlerinnen und Pendler, die täglich auf dieser Strecke unterwegs sind. Nach der Vorplanungsphase müssen dann aber auch zügig die nötigen Entscheidungen getroffen werden, um dann so schnell wie möglich mit der Umsetzung des Vorhabens beginnen zu können.“

Helmut Kleebank, Bezirksbürgermeister des Berliner Bezirks Spandau:

„Endlich werden der Ausbau des Regionalverkehrs und die Verlängerung der S-Bahn in Richtung Havelland konkret. Nur mit diesen beiden Maßnahmen kann der tägliche Verkehrskollaps auf Spandaus Straßen im Berufsverkehr erfolgreich bekämpft werden. Und ein Gebot der Stunde ist es wegen der notwendigen CO2-Reduzierung sowieso. Die Finanzierungszusage der EU untermauert m. E. die Notwendigkeit, dieses Vorhaben mit Tempo voranzutreiben.“

Die Vorplanung für den i2030-Korridor wird bis Ende 2023 andauern. Derzeit läuft die EU-weite Ausschreibung für das Planungsbüro, damit im kommenden Jahr die vertiefenden Planungen beginnen können. Ziel ist es, konkretere Angaben zu Kosten und Dauer der Umsetzung zu ermitteln. Die Vorplanung wird eine Vorzugsvariante ermitteln, die letztlich in einem Planfeststellungsverfahren fixiert werden kann. Innerhalb des Planungsprozesses werden die betroffenen Bürger*innen und Anrainerkommunen frühzeitig einbezogen.

Projektumfang:

1. Ausbau zwischen Berlin Spandau und Nauen:

– Fernbahnausbau mit einer 4-Gleisigkeit (derzeit 2-gleisig)

– Verlängerung der S-Bahn nach Finkenkrug mit und ohne Abzweig zur Falkenseer Chaussee

2. Erweiterung des Fernbahnhofs Berlin Spandau 

– Errichtung zweier zusätzlicher Bahnsteigkanten auf der südlichen Seite

– Errichtung von zwei zusätzlichen Kreuzungsbauwerken

– Ergänzung von Weichenverbindungen

Schnelle Verbindungen,
pünktliche Züge,
mehr Platz in der Bahn:


Attraktiveres Bahnangebot

Spatenstich in Wilhelmsruh: Erster Schritt zur Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn

Spatenstich-Wilhelmsruh, Foto: NEB

Erster Spatenstich im Projekt i2030

Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) hat heute gemeinsam mit den i2030-Projektpartnern in Wilhelmsruh den ersten Spatenstich für den Wiederaufbau des Regionalbahnhofs Berlin-Wilhelmsruh in veränderter Lage gesetzt. Die Heidekrautbahn ist der erste Korridor des Infrastrukturprojekts i2030, bei dem die Baumaßnahmen beginnen.

11. Dezember 2020

Der feierliche Spatenstich wurde auf dem Vorplatz des S-Bahnhofs Wilhelmsruh durch Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg, Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin, Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB), Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn, und Detlef Bröcker, Vorstand der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), vorgenommen. Den Festakt haben außerdem Vertreter der Bezirke, Landkreise und Gemeinden, durch die die Stammstrecke verläuft, mitverfolgt.

Mit dem Spatenstich beginnen die Baumaßnahmen in Wilhelmsruh. Zunächst erfolgt die Verlegung des Berliner Mauerwegs in diesem Bereich um wenige Meter nach Osten. Im Folgenden wird der neue Bahnsteig errichtet. Der Mauerweg wird während der gesamten Bauzeit wie bisher nutzbar sein. Um später eine Anbindung an Berlin Gesundbrunnen zu ermöglichen, wird der Bahnsteig nicht wie früher ebenerdig, sondern auf Höhe des zu verbreiternden Nordbahndammes errichtet. Für den Wiederaufbau des Bahnhofs sowie für die ersten 600 Meter der Stammstrecke besteht seit 2010 Baurecht.

Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg:

„Der Spatentisch in Wilhelmsruh zeigt deutlich den Erfolg der länderüber­greifenden Zusammenarbeit im Rahmen des Infrastrukturgroßprojektes i2030. Die gemeinsamen Bemühungen, die notwendigen umfangreichen Planungs- und Prüfprozesse bei der Reaktivierung der Heidekrautbahn sowie aller i2030 Teilprojekte voranzutreiben, trägt nun sichtbare Früchte. Der Wiederaufbau des Regionalbahnhofs Berlin-Wilhelmsruh wird seinen Teil zum i2030-Gesamtziel beitragen, die Mobilität der Zukunft für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg zu gestalten. Uns ist dabei wichtig, dass wir weiterhin eng mit allen beteiligten und betroffenen Akteuren zusammenarbeiten. Das ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung von i2030.“

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin:

„Heute starten wir am Bahnhof Wilhelmsruh eine historische Etappe im Projekt i2030: Wir beginnen, die Lücken im Schienenpersonennahverkehr zu schließen, die auch noch 30 Jahre nach dem Mauerfall Wegebeziehungen und Pendlerströme unterbrechen. Der südwestliche Teil der Heidekrautbahn, die alte Stammstrecke, war seit dem Mauerbau außer Funktion und teils zurückgebaut. Mit ihrer Reaktivierung können Berlin und die Metropolregion enger zusammenwachsen. Nicht nur Reinickendorf und Pankow dürfen sich über die neue Anbindung freuen, die Menschen im gesamten Berliner Norden samt der Nachbargemeinden Richtung Wandlitz werden als erste vom Infrastrukturprojekt i2030 profitieren.“

Susanne Henckel, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB):

„Infrastrukturprojekte brauchen einen langen Atem. Wilhelmsruh und die Heidekrautbahn zeigen heute: es lohnt sich! Dass die Strecke nun reaktiviert wird, ist in zweierlei Hinsicht ein Grund zum Feiern. Zum einen geht der erste Korridor des i2030-Projektes nun ganz praktisch in die bauliche Umsetzung. Das zeigt, i2030 ist eben nicht nur ein Planungsprojekt, sondern vielmehr eine wohlüberlegte und wegweisende Maßnahme, um unseren Verkehr innerhalb der Mobilitätswende auf zukunftsorientierte Füße zu stellen. Zum anderen stehen wir in wenigen Jahren vor einer einzigartigen Premiere: ein Zug mit Wasserstoff-Antrieb aus erneuerbaren Energien. Diese Brennstoffzellentechnologie ist eine umweltschonende und gesundheitsschonende Innovation für den Umweltverbund, sie verbindet Klimaschutz mit moderner Mobilität. Wir müssen diesen positiven Impuls jetzt nutzen, um auch die Anbindung der Heidekrautbahn über die Nordbahn erfolgreich und zügig in die Spur zu bringen.“

 

Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der DB AG für das Land Berlin:

„Mit dem Spatenstich am Bahnhof Berlin-Wilhelmsruh erfolgt nicht nur der erste Schritt zur Reaktivierung der Stammstrecke. Es ist auch der erste Schritt zur historischen Anbindung der Heidekrautbahn an das Berliner Schienennetz. Die weiteren Schritte werden wir als DB mit den i2030-Projektpartnern begleiten und gemeinsam dafür sorgen, dass die Fahrgäste der NEB bald ohne Umstieg in Berlin-Wilhelmsruh bis nach Berlin-Gesundbrunnen durchfahren können.“

Detlef Bröcker, Vorstand der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB):

„In den vergangenen Jahren hat die NEB wichtige konzeptionelle und planerische Vorarbeiten erbracht, um die Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn (RB27) zügig voranzubringen. Mit dem Beginn des Wiederaufbaus des Regionalbahnhofs Berlin-Wilhelmsruh gehen wir nun einen weiteren, entscheidenden Schritt, der zeigt: Das Projekt Reaktivierung ist ein Erfolgsmodell. Über die Stammstrecke schaffen wir eine zusätzliche, attraktive und umweltfreundliche SPNV-Verbindung mit vielen Vorteilen für Zehntausende Reisende und Anwohnende. Wir arbeiten eng mit den i2030-Projektpartnern zusammen, um dieses Ziel zügig und kosteneffektiv zu erreichen.“

Zur Geschichte der Heidekrautbahn und Reaktivierung der Stammstrecke:

Seit dem Jahr 1901 ist die Heidekrautbahn (RB27) eine wichtige Lebensader der Region. Derzeit verkehrt die RB27 zwischen Berlin-­Karow und Groß Schönebeck/ Schmachtenhagen; seit 2011 werden zusätzlich Direktverbindungen zwischen Berlin Gesundbrunnen und Basdorf angeboten. Ursprünglicher Start­ und Ziel­punkt der Heidekrautbahn war Berlin­-Wilhelmsruh; dieser wurde mit dem Mauer­bau 1961 gekappt. Erst mit der Wiedervereinigung wurde eine Reaktivierung möglich. Die Betriebsaufnahme auf der gesamten, ca. 14 km langen Stamm­strecke wird für Dezember 2023 angestrebt. Insgesamt sollen acht Haltepunkte neu entstehen oder reaktiviert werden. Dabei wird die Strecke Basdorf – Schönwalde – Schönerlinde – Karow auch nach Reaktivierung der Stammstrecke weiterhin wie bisher im Halbstundentakt bedient. Die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) ist Eigentümerin der Infrastruktur der Heidekrautbahn und somit Vorhaben­trägerin für die Reaktivierung der Stammstrecke, die von den Ländern Berlin und Brandenburg finanziert wird.

In den folgenden Jahren soll die Stammstrecke über die Nordbahn bis nach Berlin Gesundbrunnen durchgebunden werden. Dieses Teilprojekt läuft unter der Federführung der Deutschen Bahn. Ein Termin für die Durchbindung steht derzeit noch nicht fest.

i2030 – mehr Schiene für Berlin und Brandenburg

Immer mehr Menschen leben und arbeiten in Berlin und im benachbarten Brandenburg, wollen mobil sein und setzen dabei auf umweltfreundliches Bahn­fahren. Das Angebot aus modernen Fahrzeugen und schnellen, häufigen Verbindungen in Berlin und Brandenburg muss allerdings mit der steigenden Bevölkerungszahl Schritt halten und sich weiterentwickeln. Die Länder Berlin und Brandenburg gehen die Herausforderung gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Berlin­-Brandenburg (VBB) und den Eisenbahnverkehrsunternehmen an. Gemeinsam modernisieren und erweitern die i2030­Partner die Schieneninfra­struktur in neun Korridoren. Die Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekraut­bahn (RB27) der Niederbarnimer Eisenbahn gehört dazu – und ist das erste i2030-Teilprojekt, bei dem die Baumaßnahmen beginnen.

Schnelle Verbindungen,
pünktliche Züge,
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Prignitz-Express – Finanzierungsvereinbarung

Prignitz-Express, Foto VBB

i2030-Projekt Prignitz-Express (RE6): Finanzierung für weitere Planungen zum Ausbau der Strecke Velten – Kremmen – Neuruppin gesichert

Das Land Brandenburg hat eine Finanzierungsvereinbarung für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung mit der Deutschen Bahn für die weiteren Planungen auf der Kremmener Bahn unterzeichnet. Ziel des Projekts ist, Engpässe zu beseitigen und das Angebot auf zwei Züge pro Stunde zwischen Neuruppin und Hennigsdorf zu erweitern. Für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung stehen fast 5 Millionen Euro Landesmittel zur Verfügung. Die Erteilung des Planrechtes wird für Ende 2022 angestrebt. Dieses Vorhaben ist Bestandteil des Infrastrukturprojektes i2030, in dem sich die Länder Berlin und Brandenburg, die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zusammengeschlossen haben. Für die gesamte Hauptstadtregion sollen damit mehr und bessere Schienenverbindungen geschaffen werden.

10. Dezember 2020

Die Vorplanung für die Strecke wurde abgeschlossen. Um eine Angebotserweiterung zu gewährleisten, muss die Strecke in den kommenden Jahren teilweise zweigleisig ausgebaut werden. Konkret werden dafür Kreuzungsgleise im Bereich der Station Kremmen und Wustrau-Radensleben vorgesehen sowie ein zweigleisiger Begegnungsabschnitt zwischen Kremmen und Beetz-Sommerfeld von 6,5 Kilometern Länge. Gleichzeitig zum Gleisausbau werden die Bahnsteige entlang der Strecke auf 140 Meter verlängert, damit perspektivisch auch längere Züge an den Stationen halten können.

Mit Inbetriebnahme der Infrastruktur ist, nach jetzigem Planungsstand, voraussichtlich ab Mitte der 20er Jahre zu rechnen. Die Verlängerung der Regionalbahnlinie RB 55 nach Neuruppin West wird nach dem Infrastrukturausbau dann neben dem Prignitz-Express (RE 6) das Angebot auf der Kremmener Bahn zwischen Neuruppin und Berlin ausbauen.

Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg:

„Mit den Landesmitteln in Höhe von rund 5 Millionen Euro leisten wir unseren Beitrag dazu, die Planungen für das Teilprojekt Prignitz-Express voranzutreiben. Um das Verfahren weiter zu beschleunigen, setzen die i2030 Partner auf eine stufenweise Planung. Der Abschnitt Velten – Neuruppin ist der erste Ausbauschritt. So können wir mit Inbetriebnahme der in Planung befindlichen Infrastruktur das Angebot zwischen Neuruppin und Hennigsdorf auf zwei Züge pro Stunde erweitern. Damit werden wir den Bürgerinnen und Bürgern, die entlang der Siedlungsachse bis Oberkrämer und im wachsenden Mittelzentrum Neuruppin wohnen, ein attraktives Schienenangebot anbieten und die wachsenden Fahrgastzahlen auf der Kremmener Bahn auffangen können.“

Dr. Joachim Trettin, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für die Länder Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern:

„Die Entwicklung des gesamten Umlandes von Berlin hat für das Wachstum der Region Berlin/Brandenburg eine zentrale Bedeutung. Dazu zählt unter anderem die Entwicklung entlang der RE 6 in Richtung Neuruppin. Ein verbessertes Angebot auf der Schiene zwischen Berlin und Neuruppin wird insbesondere einen positiven Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung der Region und auf unsere Klimaanstrengungen haben. Wir sind uns sicher, dass der künftige Fahrplan einen breiten Anklang bei unseren Kunden findet wird.  Ein besonderer Dank gilt der Landesregierung und dem VBB für die Unterstützung für den weiteren Ausbau in Richtung Norden.“

VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel:

„Die Züge des RE6 sind bereits heute gut gefüllt. Die Fahrgastzahlen steigen stetig, und die Infrastruktur hält keine Kapazitätsreserven bereit. Das alles macht den Ausbau besonders dringlich. Die derzeitige Pandemielage liefert uns allenfalls eine zeitweilige Verschnaufpause, denn der Trend den persönlichen Wohnsitz ins Berliner Umland zu verlagern, könnte sich noch verstärken. Mit der finanziellen Absicherung der nächsten Planungen durch das Land Brandenburg für den Ausbau der Strecke zwischen Velten und Neuruppin gehen wir auf diese Entwicklungen ein. Auch für die weiteren Abschnitte bis Berlin-Gesundbrunnen sind schon weitere Planungsschritte in Vorbereitung.“

Es werden zunächst detaillierte Bauplanungsunterlagen erstellt sowie diverse nötige Planungsvereinbarungen in Abstimmung mit Behörden und Trägern öffentlicher Belange sowie der Denkmalschutzbehörde abgeschlossen. Mit diesen Ergebnissen können konkretere Angaben zu Kosten und Dauer des Ausbaus ermittelt werden, um das anschließende Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Die Finanzierungsvereinbarung sieht vor, die Öffentlichkeit frühzeitig in den Planungsprozess einzubeziehen.

Hintergrund Prignitz-Express: Gleich zwei regionale Wachstumskerne liegen an dem i2030-Streckenabschnitt:

  • Die Fontanestadt Neuruppin hat als Mittelzentrum eine besondere Funktion für die nähere Umgebung und ist ein wichtiger Wirtschafts- und Tourismusstandort in der Region. Neuruppin entwickelt sich zum attraktiven Wohnsitz nahe der Hauptstadt und zieht zahlreiche Hausbauer*innen an.
  • Velten und Hennigsdorf bilden gemeinsam mit Oranienburg Deutschlands wichtigsten Bahnindustriestandort und haben hohe Ein- und Auspendleranteile in beide Richtungen.

Mit dem wirtschaftlichen Wachstum werden auch mehr Einwohner*innen dazukommen. Entlang der Bahnstrecke Hennigsdorf – Kremmen wird gemäß des Landesentwicklungsplanes Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg (LEP HR) bis Oberkrämer Siedlungswachstum ermöglicht. Auf Berliner Seite wird für den Bezirk Reinickendorf ein Bevölkerungswachstum von 4,6 Prozent bis 2030 erwartet.

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Siemensbahn: Jahre auf dem Buckel(blech)

Siemensbahn Schotterberäumung, Foto: DB Netz AG/Sebastian Neie

Siemensbahn: Jahre auf dem Buckel(blech)

Siemensbahn Schotterberäumung, Foto: DB Netz AG/Sebastian Neie
Siemensbahn Schotterberäumung, Foto: DB Netz AG/Sebastian Neie

Berlin, 7. Dezember 2020

Schotter in Bewegung: Etwa 90 Jahre ruhte er friedlich auf dem Stahlviadukt, nun geht es bergab – erst einmal! Der alte Schotter, der gemeinsam mit den alten Schwellen gerade vom historischen Viadukt entfernt wird, hat einige Jahre auf dem Buckel, denn er stammt noch aus den Anfängen der Siemensbahn, die 1929 fertiggestellt wurde. Nun wird er fachmännisch entfernt, abtransportiert, gereinigt, um so an anderer Stelle wieder – fast wie neu – zum Einsatz zu kommen.

Doch das historische Viadukt hat nicht nur Jahre auf dem Buckel, sondern auch Buckel unterm Schotter: denn dort befinden sich die Buckelbleche, die, nachdem das Bauwerk von Schotter und Schwellen befreit wurde, auch von der Oberseite inspiziert werden können.

Die Ergebnisse der Untersuchung des historischen Viadukts erwarten wir Anfang 2021, sie fließen dann in die weiteren Planungen zur Reaktivierung der Siemensbahn bei. Wir werden hier berichten!

Metropolengespräch: Umkämpfte Bühnen der Verkehrswende

Jubiläumsausstellung verknüpft Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Metropole, Grafik: AIV

Unvollendete Metropole: Hauptwege von morgen – Umkämpfte Bühnen der Verkehrswende

Metropolengespräch im Livestream am 26. November

Alle reden von der Verkehrswende. Aber wo findet sie statt? Die Mobilität von morgen wird in den Hauptstraßen (Leipziger Straße, Karl-Marx-Straße, Landsberger Allee, Müllerstraße…) sowie auf den Schienenknoten (Hauptbahnhof, Berlin Gesundbrunnen, Berlin Spandau, Südkreuz…) gestaltet. Jeder fordert seinen Platz – Fußgänger, Radfahrerinnen, Autofahrer, E-Scooter-Nutzerinnen, Busse, Trams und Lieferanten. Und für den Ausbau des Schienennetzes und neue Stationen wird ebenfalls Platz benötigt. Und jeder sieht sich in der ersten Reihe. Wer führt die Ansprüche auf welche Weise zusammen? Und in welchen Umfang kann der öffentliche Nahverkehr die Verkehrssituation entlasten und sinnvoll ergänzen. Die Verkehrswende endet auch nicht an der Stadtgrenze. Wie können, wie müssen sie um- oder zurückgebaut werden – unterschieden nach Innenstadt, Außenstadt, Brandenburger Umland? In den Hauptstraßen und beim Schienenausbau entscheidet sich, wie wir morgen leben werden.


Begrüßung, Einführung und Moderation
Dr. Cordelia Polinna (Geschäftsführende Gesellschafterin Urban Catalyst GmbH)

Podium
Tobias Goevert, Abteilungsleiter Stadtentwicklung, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, Freie und Hansestadt Hamburg
Susanne Henckel, Geschäftsführerin Verkehrsverbund Berlin- Brandenburg GmbH
Roland Stimpel, Vorstand FUSS e.V.
Holger Lösch, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer / BDI e.V.

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Nordbahn/Heidekrautbahn-Korridorgespräch mit politischen Vertreter*innen der Region

Korridorgespraech-Nordbahn-Heidekrautbahn

i2030-Partner stellen aktuellen Planungsstand vor

Die Länder Berlin und Brandenburg haben zusammen mit den i2030-Projektpartnern Deutsche Bahn, Niederbarnimer Eisenbahn AG und Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am 18. November in einer Videokonferenz die Fortschritte für den i2030-Korridor Nord vorgestellt. Darüber hinaus wurden mit politischen Regionalvertretern die weiteren Schritte in der Zusammenarbeit vereinbart.

18. November 2020

Seit 2019 begleiten die Korridorgespräche der i2030-Projektpartner die Zusammenarbeit mit den beteiligten Berliner Bezirken, Landkreisen und Kommunen während des Planungsprozesses. Am 18. November informierten Regine Günther (Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin) und Guido Beermann (Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg) zusammen mit den Vorhabenträgern über die Entwicklungen in den Planungen für die Nordbahn / Stammstrecke Heidekrautbahn:

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin:

„Mit der Reaktivierung der Heidekrautbahn starten wir die erste Umsetzung des Gemeinschaftsprojekts i2030: Wir erweitern das ÖPNV-Angebot entlang der Siedlungsachsen. So schaffen wir im Norden Berlins attraktive Angebote, zwischen Berlin und Brandenburg auf die Bahn umzusteigen. Ich freue mich auf den bevorstehenden Baubeginn eines unserer prominentesten i2030-Projekte.“

Guido Beermann, Minister für Infrastruktur und Landesplanung des Landes Brandenburg:

„Die Reaktivierung Heidekrautbahn hat für uns nicht nur historische Bedeutung. Die neue, attraktive Direktverbindung von der nördlichen Siedlungsachse in die Berliner Innenstadt kommt vor allem den vielen Berufspendlerinnen und -pendler und dem Tourismus zugute. Aus diesem Grund begrüße ich die Fortschritte, die wir bei diesem gemeinsamen i2030-Teilprojekt machen. Dazu trägt auch der regelmäßige Austausch mit den Anrainerkommunen und -bezirken entlang der Stammstrecke bei. Das ist eine wichtige Säule für eine erfolgreiche Umsetzung.“

Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für das Land Berlin:

„Die südliche Nordbahn vereinigt als Zubringer viele wichtige Projekte in i2030: die Stammstrecke der Heidekrautbahn, den Prignitz-Express und die Nordbahn selbst. Gerade an dieser wichtigen Schnittstelle ist eine gemeinsame konstruktive Arbeit zwischen allen Projektpartnern maßgeblich. Wir freuen uns, dieses wichtige Projekt weiterhin mit voranzutreiben.“

Detlef Bröcker, Vorstand der Niederbarnimer Eisenbahn:

„In den vergangenen zwei Jahren wurden wichtige konzeptionelle und planerische Etappenziele für die Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn erreicht. Auch in Zukunft wird die NEB weiter eng mit den beteiligten Projektpartnern, den beiden Ländern, Bezirken und Kommunen zusammenarbeiten, um die Reaktivierung zügig und kosteneffektiv umzusetzen und der wachsenden Region eine attraktive, bedarfsorientierte SPNV-Verbindung in die Berliner City und die Schorfheide zu bieten. Mit dem Beginn des Wiederaufbaus des Regionalbahnhofs Berlin-Wilhelmsruh noch 2020 gehen wir einen entscheidenden Schritt auf dieses Ziel zu.“

 

VBB-Geschäftsführerin Susanne Henckel:

„Das Format der i2030-Korridorgespräche hat sich als zielführender Auftakt für die enge Zusammenarbeit mit den politischen Vertreter*innen vor Ort in den verschiedenen Ausbaukorridoren etabliert. Wir wollen damit auch deutlich machen, dass zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg sowie Deutsche Bahn und VBB eine konstruktive Partnerschaft herrscht. Für die Stammstrecke der Heidekrautbahn arbeiten wir zudem eng mit der Niederbarnimer Eisenbahn AG zusammen und wollen mit der Streckenreaktivierung eine bessere Schienenanbindung für die stark wachsenden Siedlungsgebiete im nördlichen Berliner Umfeld schnellstmöglich verwirklichen.“    

Für die Reaktivierung der circa 14 km langen Stammstrecke der Heidekrautbahn (RB27) ist die Niederbarnimer Eisenbahn AG (NEB) als Vorhabenträger verantwortlich. Von der Station Berlin-Wilhelmsruh über Schildow bis zur Einbindung in die bestehende Strecke am Abzweig Schönwalde sollen bis zu acht neue Stationen entstehen. Dabei wird die Strecke Basdorf – Schönwalde – Schönerlinde – Karow auch nach Reaktivierung der Stammstrecke weiterhin im Halbstundentakt bedient. Im Planungsprozess wird bis Anfang 2021 die bestehende Nutzen-Kosten-Untersuchung aktualisiert und anschließend der Antrag zur Baufinanzierung beim Bund gestellt. Dazu werden derzeit im Rahmen der Entwurfs- und Genehmigungsplanung die erforderlichen Gutachten zum Schallschutz erarbeitet und bereits die Bauablaufpläne erstellt. Nach derzeitigem Planungsstand kann die Heidekrautbahn ab Ende 2023 den Fahrbetrieb auf der historischen Stammstrecke wiederaufnehmen. Parallel dazu strebt die Niederbarnimer Eisenbahn AG zusammen mit den beiden Bundesländern und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ein Vergabeverfahren an, damit auf der Heidekrautbahn zukünftig umweltfreundliche Wasserstoffzüge unterwegs sein können.

Am 2. Dezember 2020 findet der Spatenstich für den Umbau der Station Berlin-Wilhelmsruh statt.

Die angestrebte Verlängerung der Heidekrautbahn über die Nordbahn, also ab Berlin Wilhelmsruh bis Berlin Gesundbrunnen, läuft unter der Federführung der Deutschen Bahn. Für die Entwicklung der Nordbahn wird ein zweigleisiger Ausbau für den Regionalverkehr von Berlin Gesundbrunnen bis zum S-Bahnhof Schönholz untersucht. Im Abschnitt Schönholz – Berlin Wilhelmsruh werden zwei Infrastrukturvarianten geprüft. Die Finanzierungsvereinbarung für den nächsten Planungsschritt der Vorplanung wird zwischen den Ländern Berlin und Brandenburg mit der Deutschen Bahn endverhandelt und in Kürze gezeichnet.

Zur Geschichte der Heidekrautbahn:

Die Heidekrautbahn (RB27) verbindet schon seit 1901 die Hauptstadt mit den Gemeinden in den nördlichen heutigen Landkreisen Barnim und Oberhavel. Damals startete sie noch in Berlin-Wilhelmsruh. Ihr Name illustriert die Bedeutung als Ausflugslinie für die Großstädter. Inzwischen wird sie täglich von tausenden Berufspendler*innen genutzt, denn die Umlandgemeinden in Oberhavel und Barnim sowie im Berliner Norden mit dem Märkischen Viertel haben sich zu attraktiven Wohngebieten entwickelt. Derzeit fährt die Linie RB27 von Berlin-Karow über Basdorf nach Groß Schönebeck und Schmachtenhagen. Seit 2011 werden zusätzlich einige Verstärkerfahrten direkt nach Berlin Gesundbrunnen angeboten.

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Bauarbeiten an der Siemensbahn starten

Die Schwellen werden aus dem Gleisbett der Siemensbahn entfernt (Foto: DB AG)

Bauarbeiten an der Siemensbahn starten

Die ersten Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme der Siemensbahn in Berlin starten in diesen Tagen. Vor 40 Jahren war der Betrieb auf der 1929 gebauten S-Bahnstrecke eingestellt worden.

24. September 2020

Derzeit werden alter Schotter und marode Schwellen abgeräumt. Per Kran werden täglich rund 60 Schwellen vom historischen Stahl-Viadukt gehoben und abtransportiert. Erste Ergebnisse der Untersuchung des Viadukts liegen vor. Es besteht die Hoffnung, dass es erhalten bleiben kann. Parallel laufen Umweltuntersuchungen sowie die Vermessung des gesamten Streckenabschnitts. Auch eine Machbarkeitsstudie zur Streckenverlängerung der S-Bahn-Strecke über Gartenfeld wird durchgeführt.

DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla: „Die Reaktivierung der Siemensbahn ist ein starkes Signal für Berlin und für den Siemens Innovationscampus. Die neue Siemensbahn wird darüber hinaus zeigen, dass wir es ernst meinen mit der Wiederbelebung von stillgelegten Bahnstrecken. Wenn sich die Partner einig sind – wie in diesem Fall die Siemens AG, das Land Berlin und die DB – können wieder Bahnen rollen.“                                                                                                  

Regine Günther, Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz des Landes Berlin: „Die Siemensbahn ist eine der spannendsten Strecken im Rahmen unseres breit angelegten Schienen-Ausbauprojekts i2030. Wir reaktivieren mit der Siemensbahn ein funktionierendes System, mit Anschluss an die Ringbahn, an den Hauptbahnhof, mit guten Verbindungen bis hin zum BER. Dies ist nicht nur für das Vorhaben der Siemensstadt 2.0 wichtig, sondern zeigt auch eine Perspektive für Spandaus große Siedlungsgebiete auf. Wir stärken damit die Attraktivität der umwelt- und klimafreundlichen Verkehrsmittel, die Metropolen dringend brauchen, um lebenswert zu bleiben.“

Zur Geschichte der Siemensbahn: Die 4,5 Kilometer lange Strecke vom Bahnhof Jungfernheide nach Gartenfeld wurde 1929 errichtet, um Berlin-Siemensstadt auf dem Schienenweg zu erschließen. 1980 wurde der Bahnbetrieb eingestellt. Die Strecke befindet sich weiterhin im Anlagenbestand der DB. Nach dem Beschluss der Siemens AG 2018, einen Campus mit Forschungseinrichtungen und 3.000 Wohnungen auf seinem Werksgelände zu errichten, sprach sich der Berliner Senat für die Reaktivierung aus. Die Deutsche Bahn unterstützt das Vorhaben.

Die Reaktivierung der Siemensbahn ist ein eigenes Teilprojekt im Rahmen des Infrastrukturprojekts „i2030“ der Länder Berlin und Brandenburg sowie der Deutschen Bahn und des Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB).

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Gastbeitrag im Magazin zu 100 (Groß)-Berlin

Magazin-100-Jahre-Großberlin

Berlin-Brandenburg: 7-Punkte-Plan für den Schienenverkehr im 21. Jahrhundert

Gastbeitrag von Susanne Henckel, seit 2014 Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB).

Ihr Text ist erstmals erschienen in „BB 2070 – Magazin für Städtebau und urbanes Leben“, das der Architekten- und Ingenieursverein zu Berlin-Brandenburg anlässlich seines Zukunftsprojekts „Unvollendete Metropole – 100 Jahre Städtebau für Großberlin“ herausgibt. Die Ausstellung des Projekts ist noch bis 3. Januar im Kronprinzenpalais, Unter den Linden 3, zu sehen.

Einige können sich bestimmt noch erinnern: Zur Jahrtausendwende sagten alle Prognosen für die Hauptstadtregion sinkende Bevölkerungszahlen voraus. Berlin war noch nicht sexy und wer Arbeit suchte, zog besser in andere Bundesländer. Brandenburgs Städte schrumpften und auch in Berlin prägten oftmals leerstehende Häuser das Straßenbild. Im Zuge dessen wurden einzelne Bahnhöfe stillgelegt und der Regionalverkehr teilweise ausgedünnt. 

Zwei Jahrzehnte später zeigt sich ein völlig anderes Bild. In Brandenburg schießen Wohnsiedlungen und wirtschaftskräftige Gewerbegebiete aus dem Boden. Wer in Berlin eine Wohnung sucht, konkurriert mit vielen Mitbewerbern. Im Jahr 2018 waren in der Hauptstadtregion täglich 4,22 Millionen Menschen mit dem ÖPNV unterwegs. Im Vergleich zu 2008 wuchs die Zahl der Pendler zwischen Berlin und Brandenburg um 24 Prozent. Selbst der Corona-Lockdown sorgte nur temporär für eine sinkende Nachfrage und ziemlich leere Züge.

Aktuell flacht sich das stetige Bevölkerungswachstum in Berlin etwas ab und steigt dafür in einigen Landkreisen Brandenburgs stärker. Diese Entwicklungen haben die Verkehrsplaner im Blick: Die Nahverkehrspläne der Länder versuchen, die Zukunft abzubilden und geeignete Maßnahmenpakete vorzulegen. Wie sich die Dimensionen entwickeln werden, kann heute verständlicherweise niemand konkret und im Detail wissen. So sind im Zuge von Corona durchaus Änderungen beim Pendlerverhalten möglich. Viele Firmen erkennen, dass Homeoffice funktioniert und ein Teil der Arbeitnehmer wird durch den digitalen Umbau auch langfristig teilweise von zu Hause arbeiten. Die Wahl des Wohnsitzes wird damit auch flexibler. Schnelle und attraktive Schienenverbindungen werden aber in jedem Fall gebraucht.

Die Länder Berlin und Brandenburg, die den Verkehr bestellen, der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg, der den Prozess plant und überwacht, die Deutsche Bahn als größter Infrastrukturbetreiber und 37 weitere Verkehrsunternehmen sorgen schon jetzt dafür, dass vor allem der ÖPNV die Menschen in der Hauptstadtregion in den kommenden Jahren in Bewegung hält. Wir bauen dabei auf sieben wesentliche Faktoren, mit denen wir die Zukunft planbarer machen wollen. 

    1. Verkehr und Wohnraum zusammen denken

Der Gedanke dahinter: Wo es gute Verkehrsanbindungen gibt, allen voran der ÖPNV, da wollen die Menschen auch leben und arbeiten. Der gemeinsame „Landesentwicklungsplan Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg“ (LEP HR) sieht ein gesteuertes Wachstum entlang der Achsen des sogenannten Siedlungssterns vor. Er deckt sich größtenteils mit den bestehenden Hauptverkehrskorridoren, die Schienenachsen gehen sternförmig vom Zentrum Berlins aus. Entlang dieser Achsen sollen auch Flächen für Wohnungsbau und Gewerbe ausgewiesen werden, die sich mit Freiräumen und Kulturlandschaften abwechseln. Darüber hinaus verfolgt der Plan das Konzept des „Sprungs in die zweite Reihe“: Orte, die bis zu einer Stunde Fahrzeit von Berlin entfernt sind, werden in den Fokus gerückt. Auch soll eine funktionierende überregionale und grenzüberschreitende Anbindung zu den Wachstumsregionen angrenzender Bundesländer sowie Polen geschaffen werden.

    1. Zukunftssicher planen

Charlottenburg, Neukölln oder Köpenick gehören erst seit hundert Jahren zu Berlin. Davor waren sie eigenständige Stadtgemeinden. Der Siegeszug der Dampflok – die erste in Preußen fuhr von 1838 an zwischen Potsdam und Zehlendorf – legte den Grundstein für die Stadt- und Einheitsgemeinde Groß-Berlin. In den Anfangsjahren fuhren die Züge noch über lange Strecken an Feldern und Wäldern vorbei. Niemand konnte beim Bau der Schienenstrecken damals ahnen, dass sich die Stadt Berlin soweit ausdehnen würde. Und der damaligen Entscheidung lagen keine Prognosen oder Nahverkehrspläne zu Grunde. Heute neue Strecken zu planen, erfordert dagegen viele Abstimmungen zwischen Politik, Verwaltungen und betroffenen Bürgern sowie komplizierte Vorausplanungen etwa zu Bahnübergängen, Lärmschutzbestimmungen oder zur Bebauung an den Gleisen. Zukünftig wird dieser Prozess nicht leichter und – davon ist auszugehen – das Wachstum der Hauptstadtregion nicht weniger. Deswegen müssen jetzt die Zukunftsentscheidungen für den Neu- und Ausbau im Schienennetz gefällt werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Strecke zwischen Berlin-Spandau und Nauen. Aktuell teilen sich dort Regio­nal-, Fern- und Güterverkehr zwei Gleise. Mit dem i2030-Projekt „Mehr Schiene für Berlin & Brandenburg“ werden sechs Gleise geplant, zwei Gleise davon für eine S-Bahnverlängerung über Berlin-Spandau hinaus bis nach Falkensee. Heutzutage ist das schon eine Herausforderung, aber in zwanzig Jahren wird eine Erweiterung in dieser Größenordnung nahezu unmöglich sein, auch weil dann die letzten verfügbaren Flächen, vor allem auf dem Berliner Gebiet, bebaut sein dürften. Deswegen wollen wir schon heute vorausschauend denken, verfügbare Flächen nutzen und so die Bahn frei für den Schienenverkehr der Zukunft machen.

    1. Auf die Verkehrs­wende bauen

Der Klimawandel erlaubt keinen Aufschub. Deswegen initiieren Politik und Gesellschaft auf allen Ebenen Programme für eine umweltfreundliche und nachhaltige Zukunft. Die CO2-Emissionen im Verkehrsbereich sollen bis 2030 um vierzig Prozent gegenüber 2018 gesenkt werden. Dabei kann beim sogenannten Umweltverbund (ÖPNV, Fahrrad- und Fußverkehr) vorrangig die umweltfreundliche Schiene einen immensen Beitrag zur Verkehrswende leisten. Diese gewünschte Verlagerung passiert längst, wie die stetig steigenden Fahrgastzahlen in Berlin und Brandenburg beweisen. Schon heute ist die zumeist elektrifizierte Schiene das emissionsarme Massentransportmittel in der Region. Für die Strecken ohne Fahrdraht müssen Pilotprojekte neue Wege beschreiten: Batteriezüge werden in Ostbrandenburg zum Einsatz kommen, und Wasserstoffzüge mit Brennstoffzellen auf dem Dach könnten auf der Heidekrautbahn getestet werden, unter anderem auf der reaktivierten Stammstrecke zwischen Wilhelmsruh bis Groß Schönebeck. Diese Projekte gilt es entschieden finanziell zu fördern und politisch zu unterstützen, damit die Verkehrs- und Klimawende schneller in die Umsetzung kommt.

    1. Finanzierung sichern

Der Ausbau der Schiene, dichtere Takte, die Modernisierung von Infrastruktur und Fahrzeugen, der Einsatz alternativer Antriebe, die Einführung elektronischer Tarife und gerechte Löhne in der Verkehrsbranche: Das sind die Grundlagen für attraktive Mobilität. Das gibt es nicht zum Nulltarif. Allein die Kosten für die Planung und Umsetzung der Projekte im Rahmen von i2030 werden auf fünf bis sechs Milliarden Euro geschätzt. Eine durchgehend gesicherte Finanzierung kann die Umsetzung so großer Projekte insgesamt beschleunigen, wie die Errichtung des Elektroautomobilwerks von Tesla in Brandenburg gerade eindrucksvoll beweist. Die Modernisierung auf der Schiene kann jedoch kein Bundesland allein stemmen. Europäische Union, Bund und Länder stocken jährlich ihre Finanzierungstöpfe für das ÖPNV-System auf, auch um den Investitionsstau der vergangenen Jahrzehnte abzufedern. Zusätzlich braucht es einen offenen Diskurs in der Gesellschaft über alternative Finanzierungswege. Der ÖPNV finanziert sich heute je zur Hälfte durch Ticketeinnahmen und Zuschüssen aus Steuermitteln. Eine dritte Finanzierungssäule werden wir perspektivisch brauchen. Um die Ticketpreise im ÖPNV fair zu halten, das Mobilitätsangebot auszubauen und die Verkehrswende insgesamt zu finanzieren, müssen wir Alternativen wie City-Maut, Parkraumbewirtschaftung oder Bürgerticket diskutieren.

    1. Auf Qualität setzen

Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, saubere Busse und Bahnen: Die Qualitätskriterien des ÖPNV entscheiden darüber, ob wir gerne und häufig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wenn die grundlegenden Qualitätsstandards passen, ist ein Großteil der Fahrgäste bereit, einen entsprechenden Beitrag zu zahlen und auch einmal eine begrenzte Bauzeit auf der Heimstrecke auszuhalten. Damit Qualitätsstandards erreicht und gehalten werden, braucht es geschultes Personal, verfügbare und funktionierende Fahrzeuge, eine leistungsfähige Infrastruktur und einfache Umsteigebeziehungen. Denn wer heute die attraktiven Angebote von Bahn und Bus für sich und seine Angehörigen entdeckt, wird sie auch in Zukunft nutzen.

    1. Die Digitalisierung nutzen

Auch der ÖPNV wird sich im Zuge der Digitalisierung weiter wandeln. In der Steuerung von Fahrgastströmen, vernetzten Verkehren und digitalen Tarifen stecken eine Menge Potenzial, das wir als Verkehrsverbund nutzen wollen. Mit neuen Apps und Sharing-Angeboten für die „letzte Meile“ können Fahrgäste ihre Fahrwege immer flexibler gestalten. Das eigene Auto betrachten vor allem im städtischen Umfeld immer mehr Menschen als überflüssig. Mit Services wie dem barrierefreien Routing oder dem individuell buch­baren Begleitservice können ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen den ÖPNV besser nutzen. Intelligent vernetzte Züge und ein digitalisiertes Controlling werden im Netz Elbe-Spree, das die Bundesländer Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern miteinander verbindet, ab 2022 eingeführt. Die Fahrzeuge melden dann beispielsweise digital, wenn WCs kaputt oder Türen gestört sind. Während die Planungsphasen in der Verkehrs­branche komplex bleiben und die Ausschreibungszyklen lang sind, können auf dem Feld der Digitalisierung schnelle und auch langfristige Erfolge erreicht werden.

    1. Kräfte bündeln

Die historische Siemensbahn wurde innerhalb von zwei Jahren zwischen 1927 und 1929 errichtet. Die Zeiten, in denen eine Institution wie Siemens allein ein Schienenprojekt umsetzen konnte, sind längst vorbei. Durch mehrstufige Beteiligungs- und Genehmigungsverfahren auf diversen Ebenen können Großprojekte heute schnell ins Stocken geraten. Nur mit der Bündelung von Kompetenzen vieler Entscheidungsträger und größtmöglicher Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit können in überschaubaren Zeiträumen neue Fertigstellungstermine gefeiert werden. Im Infrastrukturprojekt i2030 arbeiten Berlin und Brandenburg zusammen mit der Deutschen Bahn und dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am Ausbau eben dieser Schieneninfrastruktur in der Region. Das ist einmalig in Deutschland. Im Lenkungskreis, dem obersten Gremium, sitzen zusätzlich Entscheider des Eisenbahn-Bundesamtes sowie Vertreter von Bezirken und Landkreisen mit am Tisch und bestimmen die Entwicklung in den Projekten mit. Konkrete Zielvarianten für die acht Korridore und die 35 Infrastrukturmaßnahmen bei der Berliner S-Bahn sind inzwischen abgestimmt und die vertieften Planungen werden angestoßen. i2030 und der gemeinsame Wille, Ausbauprojekte voranzutreiben, finden nun auch in anderen Bundesländern Nachahmer.

Wie vor 100 Jahren müssen auch heute mutige, zukunftsgerichtete Entscheidungen getroffen werden, um die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg in Bezug auf Wohnen und Verkehr lebenswert zu gestalten. Es gilt, über die Zeit einer Legislaturperiode hinauszuschauen und heute die Grundlagen für das Verkehrsnetz der Zukunft zu legen. Wir brauchen ein großzügig geplantes, umweltgerechtes und flexibles Netz, das zukünftige Generationen für ihre Bedürfnisse anpassen können. Unser Projekt i2030 hat genau das im Blick und wird in den nächsten Jahren die Schieneninfra­struktur bereitstellen, die „Groß-Berlin“ im 21. Jahrhundert benötigt.

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